Überall sehen wir nun Menschen mit Masken vor dem Gesicht, Masken, die schützen, verdecken, verstecken.
Aber unabhängig von den sichtbaren Masken, tragen wir nicht auch unsichtbare Masken?
Du setzt eine Maske auf, sobald deine Sätze mit „ich bin“ beginnen.
Ich bin Tochter, Mutter, Oma, bin Angestellter oder Selbstständige, Rentnerin oder Pensionär. Mit den verschiedenen Masken schlüpfst du in unterschiedliche Rollen mit den entsprechenden Zuschreibungen:
Als Krankenpfleger bist du fürsorglich und zupackend, als Yogalehrerin weichherzig und immer gesund, als Politiker*in durchsetzungsfähig bis machtbesessen.
Manchmal überschneiden sich die Rollen: “Ich sage das nicht (in meiner Funktion) als Minister, sondern als Vater“.
In welche Rolle schlüpfe ich jetzt, welche Maske trage ich, was schütze, was verberge ich?
Sobald deine Sätze mit „ich bin“ beginnen, beschreibst du deine Persönlichkeit, das, was sich seit Geburt in dir herausgebildet hat, deine Person. Und damit bist du auf der Ebene deiner Maske, denn der Begriff Person leitet sich von lat. persona = Maske ab.
In der Yogaphilosophie gibt es den Ich-Macher (ahamkara), die Geistesfähigkeit, die das Gefühl von Ich-Bewusstsein erzeugt. Bei Menschen wird dieses Bewusstsein ca. ab dem 2. Lebensjahr gebildet.
Auch bei höher entwickelten Tieren wurde durch den sogenannten Spiegeltest ein Ich-Bewusstssein nachgewiesen.
Das Bewusstsein eines Ichs impliziert ein Gefühl des Getrenntseins von anderen, denn nur so kann ich ein Individuum sein.
Wenn wir spätestens am Ende unseres Lebens unsere letzte Maske ablegen, kommt unser innerstes Selbst zum Vorschein, das höchste Selbst, unser transzendenter Kern, der Atman, der in Brahman aufgeht, so wie ein Tropfen im Ozean.
Dann ist das Getrenntsein beendet.
Das, was ewig und unberührt ist – manche nennen es Seele – sollte nicht verwechselt werden mit dem, was wir für unser ICH halten, denn das Ich (die Person, die ich darstelle) ist nur eine Maske.
Aus dieser Verwechslung, aus dieser Identifikation mit dem ICH kann Leid entstehen, das bei Patanjali im YS II.6 mit dem klesha asmita benannt wird.
Und dieser kleiner philosophische Beitrag ist auch nur ein Konzept und kann losgelassen werden.
Eure Monika