Wer langsam und besonnen geht, doch oft zuerst am Ziele steht*
*jüdisches Zitat (www.gutzitiert.de)
Ja wer hätte gedacht, dass ich hier mal mit einem Zitat unserer Bundeskanzlerin beginne. Bei der Verleihung der Ehrendoktorwürde in Harvard am 30.05.2019 sagte Frau Merkel:
„…mein Wunsch ist, dass nicht immer alle den ersten Impulsen folgen, sondern zwischendurch einen Moment innehalten, schweigen, nachdenken, Pause machen.“
Recht hat Sie!
Etwas länger nachzudenken, bevor wir handeln würde uns meist guttun. Facebook ist ein ideales Beispiel für Impulshandlungen. Ich sehe bei vielen Kommentaren, dass hier nicht reflektiert wurde. Gut, dafür ist dieses Medium wohl auch nicht in erster Linie da, aber müssen wir Yogaleute uns da einreihen?
Sollen wir mitmachen bei aus dem Affekt geschriebenen Kommentaren, die aus unserer emotionalen Ebene, der aus Gemüt gemachten Hülle (manomaya-kosha) stammen? Üben wir im Yoga nicht dharana, die Kontemplation und viveka, die Unterscheidungsfähigkeit, damit unsere Handlungen zumindest aus der Hülle der Intelligenz (vijnanamaya-kosha) entspringen?
Facebook ist mir oft zu schnell. Während ich meinen möglichen Kommentar überdenke, ist der Post schon weg, schon Tage alt, nicht mehr relevant. Hatte ich mich mal zu einer sofortigen Antwort hinreißen lassen, so bereute ich es manchmal. Geht es Dir auch so?
Ähnlich geht es mir mit Unterschriftenlisten. Bei einer Petitionen wird mir eine Situation geschildert, zu der ich Stellung beziehen soll, d.h. eigentlich soll ich nur zustimmen. Ich erhalte aber nur einseitige Informationen über diese Problematik. Wer schildert mir die Gegenargumente? Als Demokratin bin ich es gewohnt, Entscheidungen aus dem Abwägen des Für und Wider zu treffen. Diese Möglichkeit habe ich bei Online-Petitionen nicht.
Da steht dann
Der Wolf soundso darf nicht sterben!
Na klar möchte ich auch, dass er ein langes, erfülltes Leben hat. Und am nächsten Tag erhalte ich
Rettet meine Schafe!
Sollte ich hier auch unterschreiben? Dieses Thema ist viel zu komplex, als dass einfache Antworten möglich sind. Es müssen Kompromisse geschlossen werden.
Doch es ist so leicht, hier ein Klick dafür und dort einer dagegen, ohne sich tiefer mit Inhalten und Konsequenzen zu beschäftigen.
Seid doch etwas bedächtiger!
Bedächtig – so ein schönes Wort – etwas mit Bedacht tun, überlegt, gründlich, abwägend, umsichtig, vorausschauend, entspannt.
Ich wünsche uns allen mehr Bedächtigkeit,
Eure Monika